Liebe Leser,
was mir sehr am Herzen
liegt ist, ich möchte ich euch erzählen, warum ich nach Deutschland zurückkehren
werde. Oder besser gesagt, ich möchte euch erklären, wie es auf einmal passiert
ist, dass ich fort wollte und was mir hier fehlt. Und wie man sich hier verändert im Laufe der Zeit.
Ich habe mich verändert, sehr sogar. Man könnte sagen, die Leute, die mich vor
5 Jahren kannten, nun, sie werden mich sicher wieder erkennen, äußerlich
jedenfalls. Nur innen, da seh ich jetzt anders aus. Komplett anders.
Um euch das zu erklären,
was mit mir passiert ist, muss ich etwas weiter ausholen. Als ich 2008 aus
Deutschland weg ging, tat ich das mit dem Ziel, nie wieder zurückzukehren. Ich
war fest entschlossen und nie habe ich auch nur daran gezweifelt, dass ich
irgendwann einmal so etwas wie Heimweh haben könnte.
Am Anfang war hier ja auch
alles noch ganz schön, doch je länger ich hier lebte, desto mehr
verschlechterte sich alles. Ich habe es aber gar nicht gemerkt, viel zu sehr hatte
sich der Gedanke in mir festgesetzt, für immer hier zu bleiben.
Oups! DER Moment, der alles änderte...
Bis ich am 4. Juli morgens
gegen sieben nach draußen gegangen bin, um den streunenden Katzen etwas Futter
hinzustellen. Dazu muss ich meine Außentreppe hinunter gehen, -die ist aus
Marmor- und ich hatte sie dummerweise gerade mit Wasser gewischt. Als ich dann
in meinen Flip Flops schnell hinunterhuschen wollte, konnte ich gar nicht so
schnell denken, wie ich auch schon hingeknallt bin, auf jeden Fall bin ich in
hohem Bogen ausgerutscht und die Treppe hinuntergesegelt um dann auf dem
Rücken, der Schulter, der Hüfte und dem Kopf zu landen. Da lag ich nun wie ein hilfloses
kleines Käferchen, das alleine nicht mehr hoch kommt und tausend Gedanken
schossen mir durch den Kopf.
Ganz langsam habe ich
versucht, ob ich mich noch bewegen kann und bin dann, mit der Katzenfuttertüte
immer noch in der Hand haltend, ganz langsam und unter entsetzlichen Schmerzen
aufgestanden, wieder hoch gekrabbelt und bin in meine Wohnung gegangen, ohne
auch nur einen einzigen Laut von mir zu geben.
Habe mich dann auf mein
Sofa gesetzt und erst da kam ich dann zu mir und ich habe nur noch Schmerzen
gespürt und ich musste heulen, entsetzlich heulen. Und das erste, was ich
dachte war: nach Hause! Ich will sofort nach Hause!
Es hat dann so ca 4 Wochen
gedauert, bis ich wieder schmerzfrei war. Hier gibt es ja keine guten Ärzte
oder, sagen wir mal so: die guten Ärzte muss man privat bezahlen und sorry,
aber dafür verdiene ich leider nicht genug. Die staatlichen Ärzte, nun, bis man
da einen Termin bekommt, ist man ja schon gestorben.
Ich bin also trotz schlimmer
Schmerzen arbeiten gegangen.
Das ist nun ja aber auch
schon alles etwas her, ich wollte es hier aber erwähnen, denn es ist DER
Hauptauslöser meines Sinneswandels.
Seit diesem Moment, an dem
ich hingeschlagen bin, will ich nur noch eins: wieder zurück nach Deutschland.
Es ist, als hätte mir
jemand die Augen geöffnet, als hätte jemand einen Knopf gedrückt, der mich re-settet
hätte. Was soll ich sagen, ich verstand auf einmal nicht mehr, was ich hier
überhaupt noch mache.
Ich bin mir sicher, dass
der Treppenausrutscher mir von oben geschickt wurde. Nix passiert ohne einen
Grund, ich sehe es als kleine Bestrafung und als Wecken an. Die Gedanken wurden
dabei einmal kräftigst durchgeschüttelt, so gut, dass mir den ganzen Tag lang
schlecht war, ich nur im Bett liegen konnte und gar nicht auf sein konnte.
Wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung.
Seit diesem Tag kommen ganz
viele alte Erinnerungen hoch, aus Deutschland. Und der Strand, die Landschaft
und das Klima machen mir auf einmal überhaupt keinen Spaß mehr. Es wird sogar
so schlimm, dass ich anfange zu leiden. Ich weiß, das kann sich jemand, der es
nicht erlebt hat, nur sehr schlecht vorstellen.
Ich möchte es einmal
zusammenfassen. Meine 5 Jahre in Griechenland haben einen anderen Menschen aus
mir gemacht.
Ich bin jetzt Nichtraucher.
Ich kann häkeln und
handarbeiten.
Ich vermisse alles
Deutsche.
Was ist das Deutsche?
Ja, das ist eine gute Frage. Das Deutsche ist genau das, auf das ich früher
gepfiffen habe. Ein paar wichtige Dinge die dazugehören sind:
Deutsche Ordnung, deutsche
Gesetze, Rechte und Pflichten und wie damit umgegangen wird. Sauberkeit,
Zuverlässigkeit, Herzlichkeit, das deutsche Leben, gegenseitige Rücksicht und
Respekt und die Ruhe an sich, eben deutsche Werte. Das System und die
Mentalität der Menschen.
Häuser, Wetter, Essen,
Menschen, Landschaften, Geschäfte, ja, es fehlt mir einfach alles.
Seit dem 4. Juli.
Nie hätte ich von mir
selber erwartet, dass ICH SO SEHR Deutsch bin.
Dass ich jemals im Leben
Heimweh empfinden könnte. Dass ich zu heulen anfange, wenn ich Bilder von
deutschen Landschaften sehe oder anderen Kleinigkeiten.
Es ist aber so. Ich bin ein
echtes deutsches originales Würstchen, dass sich momentan nix so sehr wünscht
wie eins: in Deutschland unter Deutschen zu sein.
Das war noch lange nicht
alles, ich will nur den Text heute nicht zu lang werden lassen.
Ich werde mich mit diesem
Thema noch länger und öfter beschäftigen, es gibt einfach zu viel, was ich
empfinde und was raus muss. Ich muss das loswerden, ich muss es euch erzählen.
Im nächsten Teil geht es darum, was ich und warum ich es hier eigentlich so
schrecklich finde.