Montag, 23. September 2013

Von einer, die zurückkehrt



Liebe Leser,
was mir sehr am Herzen liegt ist,  ich möchte ich euch erzählen, warum ich nach Deutschland zurückkehren werde. Oder besser gesagt, ich möchte euch erklären, wie es auf einmal passiert ist, dass ich fort wollte und was mir hier fehlt. Und wie man sich hier verändert im Laufe der Zeit. Ich habe mich verändert, sehr sogar. Man könnte sagen, die Leute, die mich vor 5 Jahren kannten, nun, sie werden mich sicher wieder erkennen, äußerlich jedenfalls. Nur innen, da seh ich jetzt anders aus. Komplett anders.

Um euch das zu erklären, was mit mir passiert ist, muss ich etwas weiter ausholen. Als ich 2008 aus Deutschland weg ging, tat ich das mit dem Ziel, nie wieder zurückzukehren. Ich war fest entschlossen und nie habe ich auch nur daran gezweifelt, dass ich irgendwann einmal so etwas wie Heimweh haben könnte.

Am Anfang war hier ja auch alles noch ganz schön, doch je länger ich hier lebte, desto mehr verschlechterte sich alles. Ich habe es aber gar nicht gemerkt, viel zu sehr hatte sich der Gedanke in mir festgesetzt, für immer hier zu bleiben.

Oups! DER Moment, der alles änderte...
Bis ich am 4. Juli morgens gegen sieben nach draußen gegangen bin, um den streunenden Katzen etwas Futter hinzustellen. Dazu muss ich meine Außentreppe hinunter gehen, -die ist aus Marmor- und ich hatte sie dummerweise gerade mit Wasser gewischt. Als ich dann in meinen Flip Flops schnell hinunterhuschen wollte, konnte ich gar nicht so schnell denken, wie ich auch schon hingeknallt bin, auf jeden Fall bin ich in hohem Bogen ausgerutscht und die Treppe hinuntergesegelt um dann auf dem Rücken, der Schulter, der Hüfte und dem Kopf zu landen. Da lag ich nun wie ein hilfloses kleines Käferchen, das alleine nicht mehr hoch kommt und tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf.
Ganz langsam habe ich versucht, ob ich mich noch bewegen kann und bin dann, mit der Katzenfuttertüte immer noch in der Hand haltend, ganz langsam und unter entsetzlichen Schmerzen aufgestanden, wieder hoch gekrabbelt und bin in meine Wohnung gegangen, ohne auch nur einen einzigen Laut von mir zu geben.
Habe mich dann auf mein Sofa gesetzt und erst da kam ich dann zu mir und ich habe nur noch Schmerzen gespürt und ich musste heulen, entsetzlich heulen. Und das erste, was ich dachte war: nach Hause! Ich will sofort nach Hause!

Es hat dann so ca 4 Wochen gedauert, bis ich wieder schmerzfrei war. Hier gibt es ja keine guten Ärzte oder, sagen wir mal so: die guten Ärzte muss man privat bezahlen und sorry, aber dafür verdiene ich leider nicht genug. Die staatlichen Ärzte, nun, bis man da einen Termin bekommt, ist man ja schon gestorben.
Ich bin also trotz schlimmer Schmerzen arbeiten gegangen.
Das ist nun ja aber auch schon alles etwas her, ich wollte es hier aber erwähnen, denn es ist DER Hauptauslöser meines Sinneswandels.
Seit diesem Moment, an dem ich hingeschlagen bin, will ich nur noch eins: wieder zurück nach Deutschland.
Es ist, als hätte mir jemand die Augen geöffnet, als hätte jemand einen Knopf gedrückt, der mich re-settet hätte. Was soll ich sagen, ich verstand auf einmal nicht mehr, was ich hier überhaupt noch mache.
Ich bin mir sicher, dass der Treppenausrutscher mir von oben geschickt wurde. Nix passiert ohne einen Grund, ich sehe es als kleine Bestrafung und als Wecken an. Die Gedanken wurden dabei einmal kräftigst durchgeschüttelt, so gut, dass mir den ganzen Tag lang schlecht war, ich nur im Bett liegen konnte und gar nicht auf sein konnte. Wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung.

Seit diesem Tag kommen ganz viele alte Erinnerungen hoch, aus Deutschland. Und der Strand, die Landschaft und das Klima machen mir auf einmal überhaupt keinen Spaß mehr. Es wird sogar so schlimm, dass ich anfange zu leiden. Ich weiß, das kann sich jemand, der es nicht erlebt hat, nur sehr schlecht vorstellen.

Ich möchte es einmal zusammenfassen. Meine 5 Jahre in Griechenland haben einen anderen Menschen aus mir gemacht.

Ich bin jetzt Nichtraucher.
Ich kann häkeln und handarbeiten.
Ich vermisse alles Deutsche.

Was ist das Deutsche?

Ja, das ist eine gute Frage. Das Deutsche ist genau das, auf das ich früher gepfiffen habe. Ein paar wichtige Dinge die dazugehören sind:
Deutsche Ordnung, deutsche Gesetze, Rechte und Pflichten und wie damit umgegangen wird. Sauberkeit, Zuverlässigkeit, Herzlichkeit, das deutsche Leben, gegenseitige Rücksicht und Respekt und die Ruhe an sich, eben deutsche Werte. Das System und die Mentalität der Menschen.

Häuser, Wetter, Essen, Menschen, Landschaften, Geschäfte, ja, es fehlt mir einfach alles.
Seit dem 4. Juli.

Nie hätte ich von mir selber erwartet, dass ICH SO SEHR Deutsch bin.
Dass ich jemals im Leben Heimweh empfinden könnte. Dass ich zu heulen anfange, wenn ich Bilder von deutschen Landschaften sehe oder anderen Kleinigkeiten.

Es ist aber so. Ich bin ein echtes deutsches originales Würstchen, dass sich momentan nix so sehr wünscht wie eins: in Deutschland unter Deutschen zu sein.



Das war noch lange nicht alles, ich will nur den Text heute nicht zu lang werden lassen.

Ich werde mich mit diesem Thema noch länger und öfter beschäftigen, es gibt einfach zu viel, was ich empfinde und was raus muss. Ich muss das loswerden, ich muss es euch erzählen. Im nächsten Teil geht es darum, was ich und warum ich es hier eigentlich so schrecklich finde.
 

1 Kommentar:

  1. Ich kann dich so, so, sooooooo gut verstehen und überlege gerade, welcher mein Moment war!

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