… sind die Erinnerungen,
meine hier gesammelten Lebenserfahrungen.
Am Anfang waren da noch
positive, die wurden aber von den ganzen negativen Erfahrungen überlagert und
was bleibt sind 1, 2 positive Erinnerungen und ansonsten: Leid, Missgunst,
Nötigung, Warten und Hoffen.
Ich würde niemals sagen,
dass ich nicht hätte herkommen sollen. Gerade weil ich hier fünf Jahre lang
gelebt habe, weiß ich nun die Dinge, die ich in Deutschland damals zurückgelassen
habe, zu schätzen.
Alles hat für mich einen
neuen Wert bekommen. Ein Außenstehender, der diese Erfahrungen nie gemacht hat,
wird mich nicht verstehen können.
Nach Hause zu gehen,
bedeutet für mich, in ein sicheres, gut gepolstertes, warmes und sehr helles,
gemütliches Nest zu fallen.
In Deutschland lässt einen
niemand alleine. Wir Deutsche, können uns glücklich schätzen, und stolz darauf
sein, dass wir ein gut funktionierendes soziales System haben, auch wenn viele
immer nur darüber meckern. Erst wenn du erfahren hast, wie es ist, nicht die
Möglichkeit zu haben, wenn du krank bist, morgens den Telefonhörer in die Hand
zu nehmen und den Arzt deines Vertrauens anzurufen, dann wirst du es zu
schätzen wissen. Oder wenn du arbeitslos wirst und da ist… nichts. Oder erst zu
wenig und dann nichts.
Unvorstellbar wäre es
früher für mich gewesen, einen Winter ohne Heizung überleben zu müssen. Ich
habe es aber geschafft.
Und es war so kalt, dass
ich drei Monate lang meinen weißen Atem in meiner Wohnung gesehen habe. So
bitterkalt, dass ich freiwillig ins Büro gefahren bin, weil ich es zu Hause vor
Kälte nicht aushalten konnte. Selbst das Öl in der Flasche ist ganz hart
geworden. Aber ohne dass es im Kühlschrank stand.
Im Sommer das genaue
Gegenteil: wie im Kamin, 2 Monate lang konnte ich nicht drinnen sitzen,
Raumtemperaturen zwischen 35 und 40 Grad. Das Dach hatte keine Isolierung. So
etwas dürfte in Deutschland nicht mal vermietet werden, geschweige denn, dass
so was überhaupt erst gebaut würde. Jedenfalls nicht als Behausung für Menschen.
Hier ist so was normal. Die Standards sind eben andere.
Das habe ich vorher nicht
gewusst!! Und niemand hat es mir gesagt. Das Dach war alt, nicht isoliert und
durchlässig. Bei Regen bildeten sich so immer nasse Flecken und Schimmel an den
Wänden.
Ich habe das Rauchen aufgegeben.
Das wenige Geld, das ich hier verdiene, hat einfach nicht mehr gereicht. Und
obwohl das ewige wenige für mich natürlich ganz klar eine negative Erfahrung
ist, so ziehe ich dennoch Positives daraus. Ich habe gelernt, mit wenig
auszukommen. Ich weiß, was wirklich wichtig ist. Und ich habe es geschafft, mit
dem Rauchen aufzuhören.
Ich musste ein Jahr lang in
einer Wohnung leben, in der es Kakerlaken gab. Die lebten und vermehrten sich
in der warmen Garage nebenan. Der Vermieter lebt in Florida. Man konnte nicht
viel dagegen tun. Außer wieder ausziehen, was ich dann auch getan habe.
Bevor ich herkam kannte ich
Kakerlaken nur vom Hörensagen.
Es ist ein Wunder, dass ich
noch nicht im griechischen Straßenverkehr ermordet wurde!
Hier gibt es keine Gesetze:
die Hälfte aller Autos hat nicht einmal eine Versicherung, oder eine TÜV
Plakette. Das kümmert hier aber niemanden. Die Polizei auch nicht, denn sonst
hätte sie ja wohl schon etwas dagegen unternommen.
Hier meckern ja immer alle,
dass kein Geld in den Kassen ist und es werden die Deutschen für die Krise
verantwortlich gemacht. Da frage ich mich, warum niemand den Straßenverkehr mal
überwacht? Da wäre eine Menge Geld zu verdienen!! Danach würden nur noch sehr
wenige Autos auf den Straßen unterwegs sein, aber der Staat wäre definitiv
reicher- und wesentlich sicherer!! Aber die Polizei gehört ja zu den
Staatsdienern und die wissen ja bekanntlich nicht, was Arbeit ist.
Man wird genötigt, rechts
und links überholt und abgedrängt. Jeder nur auf seinen eigenen Vorteil
bedacht. Rote Ampeln und auch andere Verkehrszeichen werden missachtet. Das ist
hier normal. Blinker kennt keiner. Ja der große Witz ist sogar dass der
Warnblinker als Parkanzeigeblinker benutzt wird. Und nur als solcher. Wenn das
nicht lächerlich – oder sagen wir besser sehr traurig ist?
Ich habe aufgehört zu
sagen, dass ich aus Deutschland komme. Oder sagen wir so: ich habe Angst davor
zuzugeben, dass ich Deutsche bin.
Könnt ihr jetzt verstehen,
warum ich wieder zurück will?
Zu meinen anderen negativen
Erfahrungen gehört, dass auf dem Balkon auf einmal eine Ratte zu meinen Füßen
saß. Dazu muss man sich anhören: ja, was willst du denn, du lebst eben im
Grünen, in der Natur.
Hm… ja, sicher. Nach 8
Monaten Horrorwohnen habe ich es geschafft, umzuziehen.
Die neue Wohnung war viel
besser, aber nun hatte ich die Probleme in der Nachbarschaft: der Ort in dem
ich wohne besteht zum größten Teil aus sehr ungebildeten Menschen. Meist ohne
Schulabschluss. Und die machen Lärm: morgens, mittags und abends. Ohne Rücksicht auf Verluste. Sie halten
sich ewig kläffende Hunde und fahren Autos ohne Auspuff. Sie wissen nicht, wie
man Kinder erzieht, die Kinder dürfen den ganzen Tag lang draußen rumschreien,
wie am Spieß. Musik wird nur laut gehört, so dass alle anderen Nachbarn auch
etwas davon haben. Das allergröbste, was ich mal erlebt habe war, dass jemand mit
seinem Auto kam, es war 23 Uhr
abends, alle Türen
aufmachte, die Musik bis zum Anschlag aufdrehte und sein Auto in dieser
Position so ca 3 bis 4 Stunden lang stehen ließ.
Es hat – außer mir-
niemanden gestört. Ich schlafe grundsätzlich nur mit Ohrenstöpseln, aber
dagegen konnten selbst diese nicht mehr helfen. So entwickeln sich
Mordgedanken, ganz allmählich, jeden Tag wächst da was in einem heran, dass dem
ganzen Volk nur noch alles Schlechte wünschen mag. Dennoch: ich versuche, nicht
daran zu denken, sondern, dass es noch maximal fünf Monate für mich hier sind.
Noch weitere 5 Monate lang leiden.
Viele traurige und sehr
bittere Erfahrungen. Auf manche hätte ich sicherlich gerne verzichtet, dennoch:
all meine negativen Erfahrungen haben mich stark gemacht. Noch viel stärker als
ich vorher war.
Und ich hoffe, dass mein
nächster Post etwas positiver wird. Mein Blog sollte ja eigentlich über meine
Handarbeiten berichten. Trotzdem: auch das gehört zu mir, ganz klar und ich
hoffe, dass nun jeder besser versteht, was mit mir passiert ist. Demnächst hier
also dann ein paar meiner gehäkelten Sachen!!
Sprich dich ruhig aus. Das hilft und zumindest ich höre dir gern zu. Ich kann mir das alles soooo gut vorstellen. Ich kann es riechen und ich kann es hören. Und dieser Satz ist der wichtigste:
AntwortenLöschen"Ich weiß, was wirklich wichtig ist." - es lebt sich SEHR viel entspannter, wenn man DAS weiß! Die Jahre haben dich stark gemacht, und es wird dir nichts, wirklich nichts mehr etwas anhaben können.
Liebe Grüße,
Martina
danke liebe Martina!! Ich bin froh dich "gefunden" zu haben und freue mich schon darauf, dich deann mal persoenlich kennenzulernen!! Ganz dickes Dankeschoen!! <3 LG!!
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